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Inhalt: Nachruf Fritz Matern

Fritz Matern

Nachruf auf einen Meister im Technik-Revier
des deutschen Slot-Racing Modellsports
und langjährigen Weggefährten.

Fritz Matern und sein einstiger Schwiegersohn Achim Burgmann, beide aus Dortmund, betraten in der laufenden Rennsaison 1981 als Duo mit genau spezialisierter Rollen- und Aufgabenverteilung erstmals die Bildfläche in der deutschen Slot-Racing Wettbewerbszene. Fritz, ein hinsichtlich Technik und Modellbau unglaublich interessierter, versierter, einfallsreicher und kenntnisreicher Mensch, war zudem von seiner Person jemand, der – wenn er etwas tat – dies sozusagen 150%ig machte. Jeder, der mit ihm zusammenarbeitete, konnte dies sehr schnell bemerken. Er war in der Rolle des Technik-Verantwortlichen und technischen Vorbereiters der Teamchef, und Achim erfüllte mit schnell erkennbarem, herausragendem fahrerischen Können die Aufgabe des Fahrers.

War 1981 für beide noch ein Lehrjahr mit zunächst mäßigen Rennergebnissen, so kam 1982 schon die Wende mit ersten Achtungserfolgen. So verwunderte es bald die anderen aktiven Slot-Racer zu jener Zeit nicht, dass die beiden sich anschickten, mit ihrem Team dem nationalen Slot-Racing Modellsport in den Meisterschaftswettbewerben mit eindrucksvoll erkämpften Erfolgen allmählich ihren ganz persönlichen Stempel aufzuprägen.

Fritz war ein unermüdlich nach technischen Verbesserungen und Neukonstruktionen suchender und schaffender Antriebsmann, der jederzeit bereit war, mit eigenen Kreationen Neuland zu betreten und dies gewissermaßen auch sichtbar zu machen. Er arbeitete ebenfalls daran, wichtige technische Größen, die für den Betrieb des Slot Cars relevant sind, messtechnisch zu ermitteln. Vorrichtungen und Werkzeuge, die sowohl dafür als auch für die exakte Prüfung und Vorbereitung von Komponenten des Slot Cars erforderlich sind, konstruierte und baute er nach seinen Ideen, sofern es sie noch nicht gab. Auf seine Weise teilte er diese Eigenschaften gewissermaßen mit unserem langjährigen Vereinsmitglied Dieter Bock, der etwa 3 Jahre zuvor bereits mit ähnlicher Arbeitsweise sein Slot-Racing Engagement – ebenfalls mit einem Fahrer (Wolfgang Hartmann) – für sich neu gestaltet hatte.

Durch seine beruflichen Verbindungen zur Firma Thyssen hatte Fritz die damals in der technischen Anwendung noch relativ neue Seltene Erden-Permanentmagnet-Wekstofflegierung Samarium-Cobalt zur Verfügung. Ein seinerzeit rarer und daher heiß begehrter Magnetwerkstoff, mit dem man auf dem Motorensektor, in Relation zum zuvor Dagewesenen, regelrechte "Hammer“-Exemplare erzeugen konnte. Für die Dimensionen der bereits verkleinerten Motorgehäuse, die damals in der Offenen Klasse den Ton angaben, waren die für Fritz verfügbaren Magnetplättchen nahezu genau passend. Die damals aktuellen verkleinerten und damit leichteren Motorgehäuse waren abgeleitet bzw. hervorgegangen aus den Vorgängern in Form der C-Can-Gehäuse. Die Magnetplättchen mussten zwar mit einer geeigneten Verbindungstechnologie (Kleben mit speziellen heiß-härtenden Epoxidharz-Klebern aus dem Industriebereich stellte sich als die einzig gangbare Methode heraus) eingebaut werden, und die Innenradien mussten passend zu den Anker-Radien noch angeschliffen werden. Aber für jemanden wie Fritz Matern war dies natürlich kein unüberwindbares Hindernis.

Etwa 4 Jahre nach dem allerersten Einsatz von Samarium-Cobalt-Magneten für das Hauptfeld im Gehäuse eines Slot-Racing Motors (1979 durch unseren einstigen Vereinskameraden Dirk Hochschwender, der in den 1970er und 1980er Jahren sowohl national als auch international zu den Star-Fahrern zählte) läutete Fritz Matern als Vorreiter innerhalb der deutschen Slot-Racing Szene die Übergangsära der sogenannten "Cube“- oder auch "Black Box“- Motorengeneration (1983 bis ca. 1986) ein. Diese war rein äußerlich gekennzeichnet durch nunmehr eckige, 4-kantige Motorgehäuse, die Kästchen-Form aufwiesen, mit 2 Magneten. Mit seinem Eigenbau-Typ K1 knüpfte Fritz 1983 damals an diese im Jahr 1982 durch amerikanische Slot-Racing Profis eröffnete Black Box-Bauart der Motoren an.

Aber nicht nur die Motorgehäuse waren es, die Fritz selbst baute, sondern auch die Chassis der Wagen kamen aus eigener Kreation. Mit den vorgenannten – in Relation zu früheren Motorkonstruktionen nun leichteren und doch kräftigeren – Exemplaren angetrieben, steuerte Achim Burgmann 1983 dann die von seinem Schwiegervater Fritz gebauten Wagen der Offenen Klasse/G7 von Sieg zu Sieg und sorgte am Ende der Saison für einen Paukenschlag, indem er mit dem Gewinn sowohl der Deutschen Meisterschaft als auch der Europameisterschaft einen gigantischen Doppelerfolg in jener Saison einfuhr – bereits so kurze Zeit nach dem Einstieg.
1984 wurde dann ebenso erfolgreich, denn Achim verteidigte seinen Europameistertitel und wiederholte sein Meisterstück aus dem Vorjahr. Eine Serie, die in das Gesicht von Fritz ein Strahlen hineinzauberte. In der Deutschen Meisterschaft 1984 trat Achim während der laufenden Saison nach einigen DM-Läufen allerdings nun etwas kürzer im Hinblick auf Reduzierung der mit den zahlreichen Renneinsätzen verbundenen gesamten Anstrengungen. Zum Ende der 1980er und anfangs der 1990er Jahre waren Achim und Fritz innerhalb nationaler Rennereignisse häufiger auch einmal bei Rennen außerhalb der höchsten, der Offenen Klasse anzutreffen (bei Langstreckenrennen mit Sportwagen oder Tourenwagenrennen).

Fritz verlagerte sein Engagement dann aber wieder zunehmend fast ausschließlich auf internationale Rennen (Europa- und Weltmeisterschaften), beschränkt auf die Offene Klasse/G7. Mit dem Ende der 1990er Jahre begann er nach dem Rückzug von Achim aus dem Slot-Racing mit einem Slot-Racer aus den Niederlanden, vom MRT Uden, eine Zusammenarbeit. Dieser pilotierte fortan im Team von Fritz dessen Fahrzeuge.

2002 begann Fritz damit, ein neues Betätigungssegment innerhalb seines Gesamtengagements im Slot-Racing für sich zu eröffnen, mit dem er zuvor schon lange geliebäugelt hatte. Möglich wurde dies durch die langjährige Bekanntschaft mit unserem Vereinsmitglied Dieter Bock, den er aus vielen Begegnungen bei Rennen und einer zeitweiligen Zusammenarbeit gut kannte. Es handelte sich dabei um das Thema "Auswuchten der Anker“. Dieter Bock hatte in seiner Firma, in der er angestellt war, eine ausgemusterte kleine Auswuchtmaschine zum Geschenk bekommen, die ein paar zu überarbeitende mechanische Punkte aufwies. Aus Zeitmangel und auf Grund anderer Prioritäten konnte er mittelfristig die Maschine nicht selbst überholen und somit wieder zum Einsatz bringen. Als er einmal wieder mit Fritz telefonierte, kam das Gespräch durch Fritz auf das Thema Auswuchten, und er erfuhr beiläufig von Dieter, dass dieser eine Auswuchtmaschine besaß. Fritz, der sich bereits im Erwerbsruhestand befand und an Zeit keinen Mangel hatte, war darüber hellauf begeistert und fragte an, ob daraus nicht etwas für ihn zu machen sei. Schließlich kamen die beiden diesbezüglich zu einem ganz persönlichen Deal überein: Dieter Bock lieh seinem Slot-Racing Kollegen Fritz kostenlos die Auswuchtmaschine für einige Jahre (angepeilt waren damals 7, aber es wurden dann doch mehr daraus), und dafür führte Fritz erst noch die notwendigen mechanischen Überholungsarbeiten und Ergänzungen durch. Fritz sagte Dieter damals gleich zu, dass er für ihn selbstverständlich dessen Anker stets gratis wuchten würde, nachdem er sich im Umgang mit der Maschine vertraut gemacht und sich in all die zugehörigen Spezialkenntnisse eingearbeitet haben würde. Dies war, im heutigen Rückblick betrachtet, eine ganz großartige Sache, die letztenendes nicht nur Fritz einen lange gehegten Wunsch erfüllte und Dieter etwas brachte, sondern auch dazu führte, dass unglaublich vielen Slot Racern im In- und Ausland, durch Fritz, zu reinen, sehr niedrigen Freundschaftspreisen, die tollsten Veredelungen ihrer Anker, in Bezug auf ihre Wuchtgüte, beschert wurden.

Das war eben die individuelle Art von Fritz. Es kam ihm nie darauf an, daraus einen größeren finanziellen Gewinn für sich herauszuarbeiten, sondern für ihn war es der höchste Lohn, wenn die Kollegen aus dem Slot-Racing von den Ergebnissen seiner beharrlichen, exzellenten und hochpräzisen Arbeiten beim Reduzieren der Anker-Restunwucht im Neuzustand oder beim Nachwuchten schwärmten und ihm dafür hohe Anerkennung zollten. Wieviele der von ihm feinstgewuchteten Anker trieben in den Motoren die Slot Cars ihrer Fahrer in hochrangigen internationalen Rennen bei Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften zu neuen Rekordzahlen – sei es in Rundenzeiten oder in Rundenzahlen! An jene Zeit schloss sich einige Jahre nach 2002 dann auch die Zusammenarbeit mit Klaus Wickert an, der als letzter Fahrer von Fritz dessen Material in den Rennen bis zuletzt fuhr, bevor Fritz sich aus gesundheitlichen Gründen weitestgehend zur Ruhe setzen musste. Klaus Wickert fuhr auch bereits zur Mitte der 1980er Jahre im Slot-Racing in eigener Initiative, als Achim Burgmann noch der Star-Fahrer im Team von Fritz war. Klaus wurde 2011 Europameister und fügte so der langen Erfolgsära von Fritz Materns Schaffen einen weiteren Titel hinzu.

2013 erkrankte Fritz ernst und konnte bedauerlicherweise diese Krankheit letztlich nicht überwinden.
Mitte Juli 2015 verstarb er im Alter von 83 Jahren.

Die Spuren, die Fritz – ganz abgesehen von denen in seinem privaten Leben – im Slot-Racing hinterlassen hat, sind in die Chronik eingestanzt und werden unvergessen bleiben. All seine Freunde aus dem Slot-Racing Modellsport, die ihn kannten oder mit ihm zusammenarbeiteten, werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.

1982/1983, Eigenbau-Motor
Typ K1. Prägung "MATERN" und "K1" auf den Kühlblechen.
Zum damaligen Zeitpunkt, mit 26 Gramm, ein echtes Leichtgewicht.
1983, Rauenberg
Fritz an der Box beim letzten DM-Lauf
der offenen Klasse/G7.
1984, Mettmann
Fritz an der Box,
beim 1. DM-Lauf der offenen Klasse/G7.
1984, Rauenberg
Fritz mit seinem Fahrzeug an der Box,
beim Training zum 4. DM-Lauf der offenen Klasse/G7.
1984, Pforzheim
Fritz und Achim Burgmann an der Box,
beim Training zum 5. DM-Lauf der offenen Klasse/G7.
2008, Brühl
Gesprächsrunde während einer Rennpause bei der WM (v.l.n.r.):
Peter Gomez, Klaus Wickert, Fritz und Dieter Bock.
2008, Brühl
Fritz im Gespräch mit Dieter,
während einer Rennpause bei der WM.
2008, Brühl
Große Gesprächsrunde während einer Rennpause bei der WM (v.l.n.r.):
Uli Pietsch, Peter Gomez, Dieter Bock, Klaus Wickert und Fritz.
2014, Dortmund
Fritz an der Auswuchtmaschine
in der heimischen Keller-Werkstatt.